96
ein Beweis, wie hart er seine nchsten Verwandten gekrnkt haben mute. Im Jahre 955 fielen sie in Bayern ein und . berschwemmten mit ihren Ranbhorden das ganze Land. Nichts, meinten sie, wrde sie in ihrem Siegeszuge aufhalten knnen, es mte denn der Himmel der sie zusammenstrzen, oder die Erde sich austhun, sie zu verschlingen. Ihre Rosse, prahlten sie, sollten die deutschen Flsse und Seen austrinken, und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen. Ihre Rotten lagerten sich um Augsburg, welches sie fr den Sitz aller Reichtmer hielten. Hier, zwischen den Usern des Lech und der Wertach, breitet sich eine unbersehbare Ebene aus, ohne Baum und Strauch, nur mit kurzem Grase bewachsen, ringsum ziehen sich Hgel, mit Drfern besetzt. Das ist das Lechfeld, auf welchem sich die ungarischen Raubscharen zum Kampfe aufstellten und mit hhnen-dem Uebermuthe den heranziehenden Otto erwarteten. Otto vertrauete auf Gott. Im Angesichte des ganzen Heeres lie er sich das heilige Abendmahl reichen und slehete den Beistand des Himmels zu dem bevorstehenden Kampfe an. Das ganze Heer betete mit ihm. Nachdem sie sich so znm Kampfe wrdig vor-bereitet hatten, brachen sie in acht Schlachthaufen in die Ungarn ein. Die feindlichen Reihen wurden bald durchbrochen, und furchtbar wiithete nun unter ihnen das Schwert der ergrimmten Deutschen. In wilder Unordnung flohen die Feide endlich von dem blutigen Schlachtfelde hierhin und dorthin; die meisten aber wurden von den nachsprengenden Deutschen eingeholt und ohne Gnade niedergehauen. Nur durch Ausrottung glaubte sich die Deutschen vor diesem Raubgesindel schtzen zu knnen. Mehr als hunderttausend Mann sollen an diesem einen Schreckens-tage umgekommen sein. Diese blutige Schlacht, welche aw 10. August 955, am heiligen Laurentiustage, auf dem Lechfelde vorfiel*), benahm den Ungarn die Lust, wieder nach Deutschland
*) Zur Gcdchtnifeier dieses bedeutsamen Tages ist 900 Jahre spter, am Jo. August 1855, vou den Einwohnern Augsburgs auf dem Lechfelde der Grundstein zu einem wrdigen Denkmale, zum Bau eines neuen Gotteshauses, gelegt worden.
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto August August
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Deutschland Augsburgs
69 -
Oberdeutschland. Seine Ankunft schreckte Alles zu dem alten
Gehorsam zurück. Die früher so übermüthigen Städte öffne-
ten ihm freiwillig ihre Thore und unterwarfen sich. Der
Kaiser ließ überall Gnade walten.
Schlacht bei Mühlberg (1547). — Moritz war unterdeß
selbst in's Gedränge gekommen und hatte, statt fremdes Land
zu erobern, beinahe gänzlich das seinige verloren. Da aber
rückte das siegreiche kaiserliche Heer in Eilmärschen zur Hülfe
herbei und stand schon am 22. April an der Elbe, nicht weit
von Meißen, wo sich eben der Kurfürst befand, ohne Kunde
von der Annäherung des Kaisers erhalten zu haben. Eiligst
zog er sich mit seinem Heere auf das rechte Ufer und ließ die
Brücke hinter sich abbrechen. Jetzt, da der breite Strom ihn
vom Feinde trennte, hielt er sich für sicher und zog hinunter
bis Mühlberg. Ihm folgte Karl auf dem linken Ufer. Am
Abend vor der Schlacht ritt der Kaiser mit seinem Bruder
Ferdinand und mit Moritz am Ufer hin, um die Gegend an-
zusehen. Die Elbe flutete stark, jenseits standen die Feinde
und hatten alle Kähne auf das rechte Ufer geführt. Da
brachte der kaiserliche Feldherr, Herzog Alba, einen Müller
herbei, der aus Rache, weil ihm die Sachsen zwei Pferde weg-
genommen hatten, dem Feinde einen seichten Ort in der Elbe,
Mühlberg gegenüber, entdeckte, wo ein Reiter ohne Gefahr
durch den Fluß an das andere Ufer gelangen konnte.
Am Morgen des Tages, der das Schicksal des Kurfür-
sten entscheiden sollte, — es war der 24. April. 1547 — lag
ein starker Nebel über beiden Ufern. Mehrere spanische Sol-
daten warfen ihre Rüstung ab, stürzten sich in den Strom,
schwammen, den Degen im Munde, nach dem jenseitigen Ufer
und jagten dem Feinde mehrere Kähne ab, die sie im Triumphe
herüberbrachten. Diese wurden mit Scharfschützen bemannt,
um den Uebergang der Reiterei zu decken. Ihnen zur Seite
ritten der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und die übrigen
Führer durch die Furth. Der Kaiser hatte sich wie zum Siege
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Extrahierte Personennamen: Moritz Karl Karl Ferdinand Moritz Ferdinand Ferdinand Moritz
161
geben können. Kleinliche Eifersucht hemmte von nun an alle
größere Unternehmungen. Der Kurfürst von Sachsen hielt es
seiner unwürdig, von einem fremden Kanzler Befehle anzu-
nehmen. Die schwedischen Feldherren Bauer, Torftenson^
Horn und Thurn wollten nicht unter dem Oberbefehle des
Herzoges von Weimar stehen. Jeder handelte mit seinem
Heere für sich, ohne den anderen zu unterstützen, oder Befehle
von ihm anzunehmen. Bei diesem Zwiespalte wäre es für
Wallenstein vielleicht ein Leichtes gewesen, sie einzeln anzu-
greifen und zu vernichten; allein er hielt sich ruhig in Böhmen^
beobachtete und unterhandelte. Neue Plane des Ehrgeizes
schienen sich seiner Seele bemächtigt zu haben. Frankreich hatte
ihm die Krone von Böhmen angeboten, wenn er vom Kaiser
abfalle; und daß ihm ein Königreich zu erringen bestimmt sei,
schien er schon längst in den Sternen gelesen zu haben. Wäh-
rend die Schweden unter Gustav Horn und Bernard von
Weimar Herren von Deutschland waren und die Länder auf
das schrecklichste verheerten, zog er nach Schlesien und knüpfte
von hier aus Friedensverträge mit den Schweden an. Allein
Orenstjerna trauete diesen nicht. Es kam zwar zu einem Waf-
fenstillstände mit dem sächsischen Anführer Arnheim in Schle-
sien; aber schon bald kündigte Wallenstein diesen wieder auf,
trieb die Schweden und Sachsen mit Gewalt aus Schlesien
und nahm den alten Grafen Thurn, den Urheber des böhmi-
schen Aufstandes und hiermit des ganzen Krieges, gefangen.
Diese Siegesbotschaft erregte große Freude in Wien; desto un-
gehaltener aber war man bei der darauf folgenden Nachricht,
Wallensiein habe den gefangenen Grafen sofort völlig frei,
entlassen und sei wieder nach Böhmen zurückgckehrt.
Unterdessen ward Bayern von den feindlichen Scharen
hart bedrängt, und auf des Kurfürsten dringende Bitte for-
derte der Kaiser seinen Feldherrn wieder und wieder auf, dem
Lande zu Hülfe zu eilen. Allein Wallenstein schien sich sogar
der Noth des Kurfürsten zu freuen, dem er fortwährend grollte,
Weiter's Wcltgesch. Hl. 16. Aust. 11
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Horn Gustav Bernard_von
Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Weimar Frankreich Schweden Deutschland Schweden Schweden Sachsen Schlesien Wien
162
und zögerte lange. Und als er nicht mehr ausweichen konnte,
rückte er langsam durch Böhmen heran in die Oberpfalz, kehrte
von da aber sogleich nach Böhmen zurück und bezog das Win-
terlager. Ueberhaupt schonte er in den zwei letzten Jahren
seines Oberbefehles beständig den Feind, leistete mit ungeheu-
ren Mitteln nur Geringes und drückte und ängstigte nur des
Kaisers Länder mit des Kaisers Heer. Das Benehmen dieses
geheimnißvollen Mannes wurde immer zweideutiger, der Ver-
dacht gegen ihn immer dringender und lauter. Seine Gegner,
die voll Mißtrauen allen seinen Schritten nachspürten und
darüber nach Hofe berichteten, trugen fort und fort auf seine
Absetzung an. Und wirklich war Wallenstein, in der Ueber-
zcugung, daß weder der Kaiser ihn durch Uebertragung eines
Erblandes für seine Verdienste belohnen, noch seine zahlreichen
Feinde ihn als Reichsfürsten neben sich dulden würden, mit
Frankreich in Unterhandlungen getreten, um die Krone Böh-
mens zu gewinnen. Zu Pilsen, wo er sein Quartier aufge-
schlagen hatte, versammelte er seine vertrautesten Obersten und
Generale um sich, klagte über nachlässige Behandlung von
Seiten des kaiserlichen Hofes und erklärte sich bereit, den
Oberbefehl niederzulegen. Hierüber entstand eine stürmische
Bewegung. Das ganze Corps der hohen Offiziere verlangte
von ihm, er solle sie nicht verlassen. Er versprach das, wenn
sie sich auch gegen ihn verbindlich machen wollten, ihn nicht
zu verlassen und ließ sich schriftliche Zeugnisse ihrer Treue zu
ihm ausstellen. Als der Kaiser von diesen Vorgängen Nach-
richt erhielt, Unterzeichnete er am 24. Januar 1634 einen Er-
laß, wodurch er Wallenstein den Oberbefehl entzog und diesen
dem Grafen Gallas übertrug. Allein bevor derselbe zur Aus-
führung kam, hatte Wallenstein bereits sein Loos ereilt. Dieser
war nämlich auf die Kunde von jenem kaiserlichen Erlaß, als
bereits die meisten Truppen und ihre Führer, insbesondere durch
Piccolomini, welchen Wallenstein für seinen treuesten Freund
gehalten hatte, für die Sache des Kaisers heimlich gewonnen
waren, mit drei ihm treu gebliebenen Regimentern nach Eger
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Extrahierte Personennamen: Piccolomini
Extrahierte Ortsnamen: Oberpfalz Frankreich Pilsen
164
Schlafgemacheö gesprengt, und Deverour stürzte mit seinen
Dragonern herein. Der Herzog stand am Fenster, wehrlos,
unangekleidet, so wie er vom Lager aufgestanden war. „Bist
du der Schelm," brüllte ihn Deverour an, „der das kaiserliche
Heer zum Feinde überführen und seiner Majestät die Krone
vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Wallenstein
sprach kein Wort, sondern warf einen ernsten, kalten Blick auf
den Bösewicht. „Du mußt sterben!" schrie Deverour noch ein-
mal. Da bewegte Wallenstein bloß die Lippen, hob die Arme
gen Himmel; und in demselben Augenblicke erhielt er mit einer
Hellebarde den Todesstoß in die Brust. Der Leichnam wurde
in einen Teppich gewickelt und nach der Citadelle gefahren, wo
er zu den Leichen der übrigen Ermordeten gelegt wurde.
So endete Wallenstein, erst ein und fünfzig Jahre alt, ein
Mann, der bei manchen Fehlern, unter denen der Ehrgeiz nicht
der geringste war, zu den außerordentlichsten Menschen aller Zei-
ten gehört. Die Verschworenen und ihre Helfer theilten sich in
seine beträchtliche Baarschaft. Bis zum zweiten Tage blieb
der Markt mit Soldaten und geladenen Kanonen besetzt, um
des Herzoges Anhänger von jedem Versuche der Rache abzu-
schrecken. Aber keiner erhob sich-für ihn; denn nur Sold und
Beute hatte die Meisten an seine Fahnen gefesselt. Der Kaiser
nahm später die ohne seinen Befehl vollführte That auf sich.
37. Fäuste Periode: Schwedisch-französisch-deutscher Krieg.
Schlacht bei Uö'rdlingcn am 17. September 1634.
Nach Wallcnstein'ö Tode wurde der Sohn des Kaisers,
der König Ferdinand von Ungarn, zum Oberfeldherru er-
nannt, und ihm der im Kriege erfahrene Graf Gallas bei-
gesellt. Ferdinand war bei dem Heere sehr beliebt und recht-
fertigte auch bald das Vertrauen, welches der Kaiser in ihn
gesetzt hatte. Mit seinem durch spanische Truppen verstärkten
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Ungarn Ferdinand Ferdinand
165
Heere wandte er sich nach Bayern, um die Schweden aus
demselben zu vertreiben. Seine erste glänzende Waffenthat
war die Eroberung von Regensburg. Dann besetzte er die
Oberpfalz und zog vor N ö r d l i n g e n an der Eger, um auch
die Stadt zu erobern. Gegen den Rath des erfahrenen Horn
drang der junge vor Kampflust glühende Herzog von Weimar
auf eine Schlacht, um rasche Entscheidung herbeizuführen. Sie
ward am 17. September 1634 geliefert und endete mit der
völligen Niederlage der Schweden. Zwölftausend blieben auf
dem Platze, viertausend wurden gefangen, unter ihnen Horn
nebst drei anderen schwedischen Generalen; dazu fiel alles Ge-
schütz und alles Gepäck den Siegern in die Hände. Erst bei
Frankfurt am Main konnte der Herzog von Weimar die kläg-
lichen Trümmer seines Heeres sammeln.
Dieser glänzende Sieg bei Nördlingen war für die Ka-
tholiken, was vor drei Jahren gerade in demselben Monate
und an demselben Tage der Sieg bei Breitenfeld für die Pro-
testanten gewesen war. Noch trostloser wurde die Lage der
Schweden, als jetzt der schon längst schwankende Kurfürst von
Sachsen von ihnen abfiel und im Mai des Jahres 1635 zu
Prag mit dem Kaiser Frieden schloß. Die meisten protestan-
tischen Fürsten traten nach und nach bei. Sie konnten sich nicht
länger der Ucberzeugung erwehren, daß die fremden Mächte,
namentlich Frankreich und Schweden, nicht die evangelische und
deutsche Freiheit, sondern bloß ihren eigenen Vortheil im Auge
hätten; und nur einige Fürsten hielten, meist um äußerer Vor-
theile willen, noch zu den Schweden. Jetzt, wo die schwedische
Macht fast vernichtet, wo alle feindlichen Parteien fast bis zur
Ohnmacht erschöpft waren, sah alles mit Sehnsucht dem Ende
des Krieges entgegen, der beinahe ganz Deutschland zu einer
Wüste gemacht hatte. Wer hätte denken sollen, daß unter solchen
Umständen der Krieg noch vierzehn Jahre fortwüthen würde!
Frankreich war es, das die Flamme von Neuem in unserem
Vaterlande anfachte.
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Extrahierte Ortsnamen: Eger Weimar Schweden Frankfurt Main Weimar Breitenfeld Schweden Sachsen Frankreich Schweden Schweden Deutschland Frankreich
166
Schon lange hatte der staatskluge französische Minister
Richelieu die Noch Oesterreichs und Deutschlands mit tücki-
scher Freude betrachtet; denn sein ganzes Streben ging dahin,
die Uebermacht derselben zu schwächen und sein Frankreich mit
deutschen Provinzen zu vergrößern. Darum hatte er durch
Geld und Versprechungen die Uneinigkeit unter den Deutschen
sorgfältig zu unterhalten gesucht, damit sie sich einander schwäch-
ten und so seine Eroberungsplane selbst befördern hälfen. Zu-
nächst war es auf das schöne Elsaß und die Nheinfestung
Philippsburg abgesehen. Bisher hatte er die Schweden nur
schwach unterstützt und die Unterstützung am Ende ganz ein-
gezogen, als diese selbst ihm schon zu mächtig wurden. Bei
dem neuen Glückswechsel aber erneuerte er sogleich wieder das
Bündniß mit denselben, versprach reichliche Unterstützung an
Geld und Mannschaft und brachte es zugleich bei dem Könige
von Polen dahin, daß der mit den Schweden abgelaufene
Waffenstillstand verlängert wurde, damit ihre ganze Kraft sich
einzig gegen den Kaiser richten könne. Endlich fand auch
Frankreich selbst eine längst gesuchte Gelegenheit, öffentlich ge-
gen Kaiser und Reich aufzutreten. Der Kurfürst von Trier
hatte mit den Schweden den Vertrag abgeschlossen, sich der
Theilnahme am Kriege zu enthalten, und darauf eine fran-
zösische Besatzung zum Schutze in seine Stadt genommen.
Hierdurch beleidigt ließ der König von Spanien, Philipp 111.,
seine Truppen von Luxemburg gegen Trier aufbrechen. Die
Stadt ward erobert, die französische Besatzung niedergehauen,
und der Kurfürst gefangen fortgeführt. Sogleich erklärte der
Minister Richelieu an Spanien den Krieg, welcher in den
Niederlanden und in Spanien eröffnet ward. Gegen Oester-
reich aber, den Bundesgenossen Spaniens, zog ein französisches
Heer ohne vorhergegangene Kriegeserklärung.
Während der Herzog Bernhard von Weimar, von Frank-
reich unterstützt, am Rheine focht, rückten die Schweden aus
Pommern — so weit waren sie zurückgetrieben — und erfochten
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Extrahierte Personennamen: Richelieu Philipp_111. Philipp Bernhard_von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Deutschlands Frankreich Philippsburg Polen Schweden Frankreich Spanien Luxemburg Spanien Niederlanden Spanien Spaniens Rheine Pommern
167
unter Anführung Ban 6 r' s undwrangel's einen glänzenden
Sieg über das vereinigte österreichische und sächsische Heer bei
Wittstock, am 24. September 1636. In Folge dieses Sieges
wurde ganz Thüringen und Hessen von den Fremden besetzt.
Das unglückliche Sachsen mußte jetzt für sein Bündniß mit
dem Kaiser tief die Rache der Sieger fühlen. Der Kaiser er-
lebte das Ende dieses Krieges nicht. Er starb zu Wien am
15. Februar 1637, und sein Sohn, Ferdinand 111., ward
Erbe wie des Thrones so des Krieges.
38. Ferdinand 111. (1637-1657).
Die letzten Dcgcbentzcitcn des dreißigjährigen Krieges.
Ferdinand 111. war neun und zwanzig Jahre alt, als er
den Thron bestieg, und regierte zwanzig Jahre. Während der
ersten Hälfte seiner Negierung hatte er noch immerfort mit
den Gräueln eines Krieges aus Kriegen zu kämpfen. Wie
früher der böhmisch-pfälzische den dänischen, und dieser den
schwedischen Krieg erzeugte, so hatte jetzt Gustav Adolfs Ver-
schwinden und das Nördlinger Siegesglück auch noch einen
offenen französischen Krieg herbeigeführt. Wegen Religions-
freiheit war der Krieg angefangen, im Fortgange desselben
trat aber die Religionsangelegenheit ganz in den Hintergrund
und selbstsüchtige Zwecke einzelner Fürsten an ihre Stelle.
Frankreich trachtete nur nach deutschen Besitzungen am Rhein;
Schweden wollte sein Gebiet an der Ostsee erweitern. Bei
den deutschen Fürsten trat sichtbar das Streben nach größerer
Macht und völliger Unabhängigkeit hervor; darum unterstützten
sie die Ausländer. Unser unglückliches Vaterland glich so einer
großen Beute, in welche sich inländische Fürsten mit auslän-
dischen theilen wollten.
Der Herzog Bernhard focht gegen die Kaiserlichen im
Elsaß, in der Absicht, sich selbst zum Herrn dieses Landes zu
machen. Er war in seinem Unternehmen sehr glücklich, schlug
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Wittstock Hessen Sachsen Wien Nördlinger_Siegesglück Frankreich Rhein Ostsee Elsaß
168
Hie Kaiserlichen bei Nheinfelden und Breisach und belagerte
Hiese Festung. Ein österreichisches Heer, das zum Entsätze her-
anzog, wurde geschlagen, die Stadt selbst am 3. Dezember
1638*) erobert. Seit dieser Eroberung schwand aber das gute
Vernehmen zwischen Richelieu und Bernhard. Jener hatte
gehofft, der Herzog würde ihm die wichtige Festung Breisach,
welche der Schlüssel Frankreichs zu Deutschland war, überge-
den; allein dieser wies alle fremde Anträge und Versprechung
gen von sich; denn er hatte vor, sie zu seinem eroberten Elsaß
zu schlagen. Allein der Tod vereitelte die Plane seiner Ehr-
sucht. Er starb plötzlich am 18. Juli 1639 zu Neuburg am
Rhein, in einem Alter von sechs und dreißig Jahren, vielleicht
von den Franzosen vergiftet. Diese nahmen sogleich des ver-
storbenen Herzoges Heer in ihren Sold und ließen Elsaß für
sich besetzen, so daß es jetzt klar genug am Tage lag, was
Frankreichs eigentlicher Zweck bei der Unterstützung Bernhardts
gewesen war.
Nach so vielen Drangsalen dieses endlosen Krieges wurde
die Sehnsucht nach Frieden in Deutschland immer lauter. Der
Kaiser berief deshalb im Jahre 1640 einen Reichstag nach
Negensburg, zunächst, um die deutschen Fürsten zu bewegen,
sich von den Ausländern loszusagen und mit gemeinsamen Kräf-
ten die übermüthigen Franzosen und Schweden aus dem Reiche
zu jagen. Kaum hatte der General Banär diese Absicht des
Kaisers erfahren, als er plötzlich, mitten im Winter, mit seinem
durch französische Truppen verstärkten Heere nach Negensburg
eilte, um den Kaiser nebst allen dort versammelten Fürsten zu
überrumpeln. Allein dieser kecke Versuch mißlang. Eben war
Thauwetter eingetreten, und die Donau so angeschwollen, daß
Banör nicht über das Wasser konnte. Er mußte sich begnügen,
die Stadt von fern zu beschießen. Von Piccolomini verfolgt,
*) In diesem Jahre erfand Corn. Drebbel in Alkmar den Ther-
mometer oder Wärmemesser.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Piccolomini
Extrahierte Ortsnamen: Breisach Breisach Frankreichs Deutschland Neuburg_am
Rhein Frankreichs Deutschland Negensburg Schweden Negensburg Donau
169 —
zog er sich nach Halberstadt zurück, wo er in Folge seines
zügellosen Lebens starb (im Mai 1641).
Schlacht bei Arcitenfctd (1642). — Nach Baner's Tode
kam Torstenson mit Geld und frischen Truppen aus Schwe-
den herüber. Von zartester Kindheit an war er als Edelknabe
um Gustav Adolf gewesen, unter welchem er auch das furcht-
bare Kriegeshandwcrk erlernt hatte. Obschon er im besten
Mannesalter sehr an der Gicht litt, so machte er dennoch die
beschwerlichsten Winterfeldzüge mit reißender Schnelligkeit und
ertheilte vom Tragsessel oder aus der Sänfte seine Befehle.
Von Lüneburg aus zog er durch Brandenburg nach Schlesien,
eroberte Großglogau und schlug am 31. Mai 1642 bei Schweid-
nitz die Kaiserlichen unter dem Herzoge Franz von Sachsen-
Lauenburg, der einst General der Schweden war. Dann drangen
die Schweden in Mähren ein, eroberten Ollmütz und streiften
nun keck, das feste Brünn zur Seite lassend, bis tief in Oester-
reich; ja sechs Reiter wagten sich bis an die Wiener Donau-
brücke; sie wurden aber gefangen und in die Stadt gebracht,
wo sie durch ihre sonderbare Tracht, Haltung und Sprache der
zusammengelaufenen Menge ein seltsames Schauspiel gewährten.
Bei der sichtbaren Gefahr der Kaiserstadt eilte schnell das kaiser-
liche Heer unter dem Erzherzoge Leopold Wilhelm und Picco-
lomini herbei und drängte die Schweden nach Sachsen zurück.
Bei Breitenfeld aber, irr der Nähe von Leipzig, auf Gustav
Adolfs Siegesfeld über Tilly, gewann Torstenson am 2. No-
vember 1642 einen glänzenden Sieg über die Kaiserlichen, rückte
in Folge dessen neuerdings in Mähren und forderte auch den
Fürsten von Siebenbürgen, Georg Nägoczp, auf, ihm die Hand
zu bieten und die Pforte zum Bruche zu mahnen. Torsten-
son's Riesenplan war, gerade auf Wien loszugehen und dem
Kaiser in seiner eigenen Hauptstadt den Frieden vorzuschreiben.
Aber dieser Plan ward ihm bald vereitelt.
Die Schweden hatten nämlich einen neuen Feind erhalten
an den Dänen, die das Waffenglück ihrer Grenznachbaren schon
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Franz_von_Sachsen- Franz Leopold_Wilhelm Leopold Wilhelm Gustav
Adolfs_Siegesfeld Gustav Adolfs Tilly Georg_Nägoczp